#1 – Das Unbekannte

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Es ist ein Tag wie jeder andere Tag im Leben von Daniel. Er beginnt damit, dass der Wecker ihn aus seinen Träumen reißt und die schönen Gedanken verwirft. Stattdessen weiß Daniel genau, dass es jetzt Zeit ist, sich für die Arbeit fertig zu machen. Am Ende muss schließlich die Miete gezahlt werden und hin und wieder was auf dem Tisch stehen, was den Magen füllt. „Neuer Tag, neues Glück“, murmelt er im Halbschlaf vor sich hin, während er behutsam die Decke zur Seite schiebt. Er heizt nicht im Schlafzimmer, es ist kalt und unter der Decke so schön warm. Ein Jammer, aber es nützt nichts.

Er schleppt sich nebenan ins Badezimmer und verrichtet erstmal sein Geschäft, bevor es über das Zähne putzen zurück ins Schlafzimmer geht. Er legt nicht viel Wert auf Kleidung, weshalb ohnehin keine große Auswahl zur Verfügung steht. Zur Arbeit gibt es die Auswahl zwischen Jeans und Weste oder Jeans und Hoodie. An Wochenenden wird alles durchgewaschen und parat gelegt für die kommende Woche. Das spart ihm einige Minuten Zeit, die er nicht damit verbringen muss zu überlegen, was man heute anziehen könnte.

Daniel ist vom Aussehen ein normaler Typ. Etwas übergewichtig, aber fit genug, um seine täglichen Aufgaben zu erledigen und hin und wieder joggen zu gehen. Er liebt das Essen und fühlt sich wohl. Das zeigt er auch gerne Freunden, wenn sie Zeit miteinander verbringen.

Nachdem er nun nicht mehr nackt durch die Wohnung läuft, packt er seine Tasche für die Arbeit. Trinken und ein Sandwich für zwischendurch. Frühstücken ist nicht sein Ding, denn auch das spart Zeit. Zeit, die er lieber noch etwas länger unter der warmen Decke verbringt. Außerdem macht Essen müde und er ist gerade erst aufgestanden. Was also macht es für einen Sinn?
Vor dem Verlassen der Wohnung eine Mütze aufsetzen und mit Jacke und Stiefel in die Kälte raus.

Es ist mitten im Winter. Daniel mag diese Kälte so überhaupt nicht. Sein Kleiderschrank ist für warmes Wetter ausgerüstet und Pullover oder gar lange Hosen eher Mangelware, als der Standard. Immerhin muss er keine Scheiben kratzen, sollten die Temperaturen unter Null fallen. Ins Auto rein, das Handy mit der Anlage verbinden und Abfahrt zur Arbeit. Eine gute halbe Stunde und seine Schicht beginnt.

Sein bester Job bisher ist die Arbeit im Krankenhaus. Vorher hat er viele Jobs angenommen, die er nicht wirklich gemocht hat. Er nahm sie an, um Geld zu verdienen, etwas Neues auszuprobieren oder um Freunden zu helfen in ihren Firmen. Von Allem etwas gesehen zu haben hat schließlich auch Vorteile, dachte er sich. Als Kellner im Restaurant, Techniker und Handwerker und am Ende waren es Lagerarbeiten, die ihn interessierten. Es sind keine schweren Tätigkeiten und im Verhältnis zu anderen Jobs leicht verdientes Geld.

Im Krankenhaus ist er für das Lager in einer Apotheke eingeteilt. Komplettes Neuland zu Beginn, aber er hat sich gut gemacht. Medikamente wie Pipamperon oder Concor Cor sind einfach zu lernende Namen. Dagen sind Namen wie Methylphenidathydrochlorid oder Mycophenolatmofetil eher etwas, bei dem man nach der zweiten Silbe aufhört zu versuchen, sie auszusprechen. Mit der Zeit ist er immer besser geworden und das motiviert natürlich, auch die anderen 99% der Namen zu lernen, zumindest bei der Aussprache.

Nach fast einem Jahr in der Apotheke ist Daniel durch seine Vorliebe zum PC vom Lager ins Büro gewechselt. Die Arbeit am PC ist genau sein Ding und er blühte richtig auf. Rechnungen buchen, Bestellungen tätigen, das Sortiment auf dem Stand halten und vieles mehr sind nun seine Aufgaben. Es gibt genug zu tun. „Das hier mache ich bis zur Rente.“, sagt er oft zu den anderen Mitarbeitern und teilweise auch Freunden auf der Arbeit. Er hat seinen Platz gefunden und ist glücklich damit. Wenn da nicht etwas wäre, das niemand für möglich halten wird.

Andi, der beste Freund von Daniel, arbeitet im Lager. Er ist zuständig für die Warenannahme und das Lager. Mit ihm hat er schon viele lustige Momente gehabt. Emma, beste Freundin von Daniel, ist mit Andi zusammen. Beide behaupten felsenfest, dass Daniel sie schlussendlich verkuppelt hat, aber so einfach war das nicht. Die beiden haben sich über das freundschaftliche Miteinander hinaus füreinander interessiert, aber niemand hat sich so wirklich getraut den ersten Schritt zu machen. Drum hat Daniel seine besten Freunde eingeladen zum Grillen.

Mit leckerem Grillgut, noch leckerem Salat und dem bösen Alkohol wurde der Abend verbracht und es lief in vielerlei Hinsicht toll. Es wurde viel geredet und gelacht. Bevor die Kehle zu trocken wird, muss getrunken werden. Die Stimmung war locker und entspannt. Zu sehr später Stund‘ war aber auch ein Punkt erreicht, bei dem die Müdigkeit eintrat und wie alle wussten: Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Etwas, was Daniel niemals vergessen wird war der Moment, als Andi versuchte aufzustehen. Er saß gefühlt den ganzen Abend. Als er jedoch aufgestanden und sich schlagartig am Tisch und Stuhl gleichzeitig festhalten musste, war klar, warum er das tat. Alle lachten.

Der kleine Ausritt zur Entstehung des Paares Andi und Emma. Keine Woche später waren sie zusammen. An der Stelle vielleicht kurz erwähnt, dass Alkohol keineswegs gut ist. Es hat jedoch sehr zur Situation beigetragen und in Maßen ist es vollkommen in Ordnung. Don’t drink and drive.

Viele Kolleginnen sind in der Apotheke gegangen seit Daniel dort angefangen hat. Das ist kein schönes Gefühl, aber der Lauf der Dinge, redet er sich zumindest ein. Schön jedoch, wenn der ein oder andere im Krankenhaus bleibt und lediglich die Abteilung wechselt, so auch Nora. Sie ist buchstäblich auf Augenhöhe mit Daniel, denn klein ist sie nicht. Blondes, langes Haar, ein schönes Lächeln. Daniel hat sie sehr gerne und freut sich immer, wenn er sie irgendwo auf einer Station antrifft, auf der er sich zufällig verläuft. Mit ihr hat er jemanden gefunden, um stundenlang über alles zu reden. Gut kennen die beiden sich nicht, aber er vertraut ihr und schätzt ihre Art und Weise mit ihm zu reden.

Es war mitten in der Woche, als er sie im 3. Stock besuchte. Eigentlich wollte Daniel nur ein paar Unterlagen für die Apotheke im 1. und 2. Stock abholen, dachte sich aber: „Spontan ist immer gut.“ und ging sie suchen. Sie hat ihm vorher gesagt, wo sie gerade zu tun hat und als er zu ihr kam sagte sie: „Ich wusste es!“ und lachte. Damit war natürlich gemeint, dass sie Daniel kennt und sich denken konnte, ihn in nächster Zeit vor ihr stehen zu sehen. Für einen kurzen Small-Talk hat Daniel immer Zeit, vor allem mit ihr.

Auf dem Weg nach unten entscheidet er sich nicht mehr für die Treppen, sondern er möchte den Aufzug nehmen. Insgesamt gibt es 3 Aufzüge und dennoch ist es teilweise anstrengend auf einen zu warten. Die Türen öffnen sich und Daniel geht rasch hinein, drückt das Erdgeschoss und hofft, das niemand nachkommt, bevor die Türen sich schließen. Im Erdgeschoss angekommen gehen die Türen auf und der Rettungsdienst kommt mit Personal der Notaufnahme hineingestürmt. Das Ziel: Intensivstation.
Es war dringend, der Patient kritisch. Daniel springt noch in der Kabine zur Seite, muss mit dem Aufzug mitfahren, da keine Zeit ist, sich an irgendeiner Seite entlang aus dem Aufzug zu quetschen.

Der linke Arm des Patienten rutscht von der Liege und Daniel greift nach ihr, um sie behutsam zurück zu legen. Nachdem er den Arm berührt, wird es schwarz vor seinen Augen.

„Daniel?“

„Daniel? Kannst du mich hören?“

Die Augen gehen auf, Daniel kommt wieder langsam zu sich.
„Was ist passiert? Wo bin ich?“

Die Sicht wird klarer und er erkennt Nora vor sich, die von dem Vorfall mitbekommen hat.
„Du bist in der Notaufnahme, weil niemand wusste, was mit dir los ist. Geht es dir gut?“, fragt sie ihn.

Daniel überlegt was passiert ist. Er erinnert sich an den Aufzug und den Patient, der zur Intensivstation gebracht wurde. Aber da war noch etwas. Er erinnert sich an etwas, was er nicht versteht, weniger noch glauben kann.

„Ich bin mir nicht sicher, Nora. Ich erinnere mich daran, was passiert ist. Ich habe an die Zeit danach aber auch etwas in meinem Kopf, das ich nicht wirklich verstehe.“

Nora ändert ihre Gesichtszüge und schaut nun weniger beunruhigt. Stattdessen blickt sie ihn fragend an und hofft, dass Daniel etwas ins Detail gehen kann. Währenddessen schloss er seine Augen wieder und versucht sich daran zu erinnern, was nach seinem Blackout geschehen ist.
Es ist dunkel. Schwarz. Langsam kommt Farbe, gewisse Muster und Linien. Unmöglich sie zuzuordnen. Die Farbe rot dominiert seine Gedanken immer mehr. Die Linien pulsieren. Es macht den Anschein, als sind diese Linien eine Art Rohr, durch das etwas geschickt wird. Das Pulsieren ist regelmäßig.

„Daniel?“
Nora scheint noch auf Antworten zu den Aussagen von Daniel zu warten. In seinem Gesicht sieht sie deutlich, wie er versucht nachzudenken, sich zu erinnern.

Die Bilder im Kopf von ihm wechseln schnell. Immer die gleichen Muster und Farben. Das Pulsieren. Die Blickwinkel scheinen anders zu sein. Ein paar Bilder sind unterschiedlich. Man erkennt flimmern. Es gibt Flecken und Gebilde, die mal klein und mal groß sind. Ein Bild passt nicht zu allen anderen, auch wenn die Muster ähnlich aussehen. Die ganzen Eindrücke etwas Bekanntem zuzuordnen funktioniert nicht. So etwas hat er noch nicht gesehen. Er versucht die Bilder als Puzzle zu betrachten, sie anzuordnen und …

Daniel reißt die Augen auf und starrt Nora an, die wiederum erschreckt und ihm aus Reflex fast eine knallt.
„Ich weiß, was danach passiert ist. Aber glauben wirst du es nicht, denn ich glaube es ja selbst nicht.“, sagt er zu ihr in einem leicht verängstigtem Ton. Es konnte nur die Möglichkeit sein, die auch Sinn ergibt und gleichzeitig so suspekt ist, dass es nicht möglich sein kann.

„In manchen Arztpraxen stehen doch diese Nachbildungen von Menschen, die man zerlegen kann, um sich das Innere anzuschauen. Man sieht Muskeln und Nerven, die inneren Organe. Sogar das Innere der Genit …“
Nora unterbricht ihn, bevor er den Satz zu Ende sagen konnte. „Ja, diese Abbildungen von Menschen sind mir bekannt. Komm bitte zum Punkt!“ Sie ist immer noch nicht sicher, ob alles okay ist mit Daniel.

„Ich denke, dass ich das Innere eines Menschen gesehen habe. Eines lebenden Menschen.“
Er versucht ihr die Bilder zu beschreiben, die Muster, welche aussahen wie Nerven- und Blutbahnen. Das Pulsieren, das wie ein Herzschlag und den Blutfluss in den Adern bedeutet. Das Flimmern vergleicht er mit dem Gehirn eines Menschen, dass durch die Nerven und die Impulse angetrieben wird. Es ist schwer seinen Beschreibungen zu folgen, da er Medizin nicht studiert hat. Jedoch sind seine Schilderungen plausibel und die Zusammenhänge stimmen überein.

Der Gesichtsausdruck von Nora ändert sich nur leicht. Sie schaut noch immer etwas fragend, aber mehr verwirrt und unwissend darüber, was sie jedoch sagen oder machen soll. Sie ist keine Person, die einfach an bekannten Dingen festhält, sondern darüber hinaus auch gerne an etwas glaubt, was man nicht als den Standard erachten würde. Ein Grund, warum sie Daniel nicht gleich als verrückt oder verwirrt abstempelt, sondern zuhört und mehr erfahren möchte.

„Wie kann das sein? Wie kannst du dir da so sicher sein? Geht es dir gut?“
Natürlich fragt sie ihn, ob es ihm gut geht, immerhin ist Daniel unsanft mit dem Kopf auf die Liege des Patienten geknallt. Er hat nur eine kleine Beule am Kopf und er wurde sicherheitshalber untersucht, aber keine sonstigen Verletzungen.
„Die Christin vom Rettungsdienst sagte, du hast den Arm des Patienten nicht losgelassen, obwohl du nicht mehr ansprechbar warst. Sie mussten die Hand von dir losmachen, damit sie ihn auf die Intensiv schieben konnten.“

Daniel ist jetzt noch verwirrter als vor ihrer Erzählung. „Wenn man bewusstlos wird, macht man sowas denn? Lässt man nicht alles los und fällt einfach wie ein Sack zu Boden?“ Sie nickt. Beide schauen sich in die Augen und wissen nicht, was das zu bedeuten hat. Das passt nicht zusammen, das alles ist nicht zu mit dem Wissen zu erklären, was man von solchen Vorfällen zu glauben scheint.

Daniel versucht nochmal von dem Teil seiner Gedanken zu erzählen, der nicht in den Rest hinein passt.
„Wenn es so wäre, wie ich dir erzählt habe, dann gibt es jedoch ein Problem. Lass uns mal davon ausgehen, dass es ein menschlicher Körper war und der Teil, der da nicht rein passt, der Kopf ist. Etwas stimmt da nicht. Das Flimmern war nicht im ganzen Kopf.“
Daniel beschreibt die Stelle, an der nichts flimmerte. Als ob dort jemand das Licht ausgeschalten hätte.

„Ich habe irgendwo mal gehört, gelesen, was auch immer, dass nicht alle Stellen im Kopf gleichermaßen angesprochen werden. Je nach Situation, Gefühlen und so … nicht alles läuft gleichzeitig auf Hochtouren. Wenn dem so ist und dennoch alles flimmert, dann ist die Stelle, in der nichts zu sehen war … tot?“
Nora hat auch kein Medizin studiert, aber sie nickt. Es klingt logisch, warum soll sie das verneinen? Beide schauen sich ratsuchend in der Gegend um. Niemand wird eine Antwort haben. Da schießt Nora plötzlich ein neuer Gedanke in den Kopf.

„Denkst du, du hast den Körper des Patienten auf der Intensivstation gesehen? Immerhin hattest du direkten Kontakt mit ihm, als du zusammengebrochen bist und anschließend diese Bilder im Kopf hattest.“

„Vielleicht“, sagt Daniel, der schon immer viel Fantasie hatte und als kreativer Mensch bekannt ist. Das jedoch, ist selbst für ihn etwas zu hoch, denn Fantasie kann mit der Realität nicht mithalten. „Meinst du, wir könnten erfahren, was der Patient hat, weshalb er auf die Intensivstation musste?“, fuhr er fort.
„Wir können mal versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen. Du bleibst mal liegen und erholst dich noch etwas. Ich bin gleich wieder da.“

Nora beendet den Satz, streicht ihm einmal über den Kopf und geht los in Richtung Intensivstation.
Währenddessen schließt Daniel erneut die Augen und versucht erneut die Erinnerungen sich anzuschauen. Er kann es nicht glauben. Ist die Lösung so einfach? Warum jetzt? Warum er? Warum dieser Patient? Im Moment gibt es viele Fragen, aber keine Antworten – zumindest keine Bekannten.

Auf der Intensivstation angekommen sucht Nora nach Zofia, einer bekannten Schwester auf der Station, die regelmäßig auch Medikamente in der Apotheke abholt, welche hin und wieder dringend benötigt werden. Was sie nicht weiß, das wissen Andere dort auch nicht. Aus dem Grund auch die erste Anlaufstelle von Nora.
Das ist jedoch gar nicht so einfach. Irgendwas ist hier los. Das ganze Personal ist sehr zügig durch den Flur auf und ab am gehen, teilweise sogar am laufen. Das auf Intensivstationen oft auch mal Eile geboten ist, sollte weitreichend bekannt sein, aber das sieht man als außenstehende Person nicht. Nora ist sichtlich beunruhigt und weis gar nicht, ob sie im Moment hier sogar Fehl am Platz ist.

Sie entscheidet sich zu warten, etwas am Rande, ohne Jemanden zu stören. Dabei schaut sie zu, wie besonders in einem Zimmer Hektik zu verspüren ist. Auch wenn man nicht betroffen ist, so ist es doch immer ein mulmiges Gefühl, wenn Menschen um ihr Leben bangen müssen. Ihr huscht eine Frage über die Lippe, als sie eine Schwester vorbeilaufen sieht. „Was ist denn hier los?“
Sie antwortet: „Ein Patient wurde heute vormittag eingeliefert und ist kritisch. Wir kämpfen gerade.“
Nora entscheidet sich nicht hier zu verweilen und geht wieder zur Notaufnahme, um dort eine Antwort zu erhalten.

Dort angekommen geht sie, ohne Daniel über den Weg zu laufen, direkt ins Stationszimmer. Die Stationsleiterin ist hier mit Zofia am reden. „Hey, ich dachte ich finde dich auf der Intensiv“, sagt Nora zu Zofia. Die wiederum ist sichtlich überrascht und antwortet: „Du hat mich gesucht? Wie kann ich dir helfen?“ Auf die Frage, was denn gerade dort los ist, sagt sie: „Wir haben einen Patienten bekommen, von dem wir nicht so wirklich wissen, was er hat. Untersuchungen haben bislang nichts ergeben und ich bin hier, um zu erfahren, was sie hier rausgefunden haben könnten.“

Nora erzählt von dem Vorfall im Aufzug mit Daniel und Zofia sagt: „Das habe ich gehört. Zufällig ist es der gleiche Patient, von dem ich gesprochen habe. Wie geht es Daniel?“ „Daniel geht es soweit gut, aber …“. Nora zögert. Zofia schaut sie verdutzt an und fragt: „Aber was?“
„Das soll er dir vielleicht selbst sagen.“ Beide machen sich auf den Weg zu ihm. Daniel hat sich mittlerweile aufgesetzt, sieht Nora und Zofia auf sich zukommen und ruft: „Ich hab mich an noch mehr erinnern können.“

Angekommen bei ihm fragt Zofia sichtlich verwirrt, was denn nun los ist. Nora und Daniel klären sie auf mit den Erinnerungen an die Zeit zwischen dem Blackout und dem Aufwachen. „Aber da ist noch etwas mehr“, sagt Daniel. „Wisst ihr was der Patient hat? Habt ihr ihn am Kopf untersucht?“, führt er fort.
„Wir haben einen hohen Hindruck erkennen können, aber nicht woher. Er ist noch immer bewusstlos, Röntgen und CT hat nichts ergeben, was wir zur Behandlung nutzen könnten. Im Moment sind wir leider ratlos.“

Obwohl Zofia ihm prombt geantwortet hat, ist sie sich nicht sicher, was sie gerade hier macht. Sowas übersteigt ihre Fähigkeit zu glauben, selbst wenn sie es wollte. Und eigentlich hat sie dafür auch keine Zeit, da sie nach Ursachen und möglichen Hinweisen zum Zustand des Patienten sucht.
Daniel beschreibt ihr die Stelle, an der er in seinen Erinnerungen etwas entdeckt hat.

„Das was du beschreibst kann ich mir nicht vorstellen. Eine Verletzung, die dort ein Ödem verursacht würde irgendwo Hinweise hinterlassen.“, entgegnet sie. Daniel lässt nicht locker. „Hast du andere Lösungsansätze?“ Zofia schüttelt den Kopf.
„Ich weis nicht einmal, ob ich mir selbst glauben kann. Was ich jedoch kann, ist versuchen zu sagen, was ich gesehen habe, wenn auch nicht mit eigenen Augen. Sowas hab ich noch nie erlebt und auch ich suche nach einer Antwort. Vielleicht passt beides zusammen. Das können wir nur auf eine Weise herausfinden.“

Nach kurzem Überlegen knickt Zofia ein und sagt: „In Ordnung. Ich werde den Ärzten den Hinweis geben, dort nach der Ursache zu suchen. Behalten wir die Herkunft aber erstmal für uns. Ich bin ehrlich zu dir, Daniel. Es ist verrückt, aber ich habe keine andere Idee. Versuchen wir es.“
Zofia verlässt die Beiden und eilt zur Intensivstation. Nora und Daniel schauen sich an und sind nicht schlauer als zuvor. „Ich hol jetzt unsere Sachen und dann bring ich dich nach Hause. Hier können wir nichts mehr tun. Dir geht es gut?“ Daniel nickt und sagt: „Mir geht es gut. Lass uns fahren. Aber ich brauch etwas zu essen vorher. Die Mittagspause habe ich leider verschlafen.“
Beide lachen.

Kurze Zeit später sitzen sie in der Cafeteria des Krankenhauses. Daniel hat sich 2 Donats und ein belegtes Baguette geholt. „Ich brauch jetzt Zucker und was im Bauch“, sagt er. Nora hat sich einen Tee geholt. Ihr ist der Appetit vergangen, nach all dem was sie heute erfahren hat. Keiner kann gerade etwas sagen. Er ist am essen, sie denkt nach. Die Stille wird gestört, als die Lautsprecher im Krankenhaus ertönen.
„Daniel Schneider, bitte die Nummer 84637 anrufen. Daniel Schneider, bitte die Nummer 84637 anrufen.“ Erschrocken blickt er Nora an, die ebenfalls kurz einer Gesichtsentgleisung unterlag. „Na los. Ruf dort an!“, sagte sie ihm.

Daniel geht zum Empfang und meldet sich dort, um die Nummer anzurufen. Dort bekommt erein Telefon und er wählt. Es dauert eine Weile bis auf der anderen Seite zu hören ist: „Intensivstation, Schwester Zofia?“ „Daniel hier, ich soll mich melden?“, entgegnet er. Zofia ist sichtlich erfreut über den Anruf. „Daniel! Ich dachte, du bist schon gegangen. Wir haben Untersuchungen gemacht zu deinen Angaben und tatsächlich die Ursache des Hirnödems gefunden. Es war an einer Stelle, die nicht direkt erkennbar auf den Bildern war. Der Arzt hat sich entschieden eine externe Ventrikeldrainage zu machen und aufgrund deinen Angaben und die Bilder nun invasiv zu operieren, um die Ursache zu beheben. Du hast dem Mann vermutlich das Leben gerettet. Ich dachte, das wolltest du vielleicht hören.“

Stille. Geschockt davon, dass seine Erinnerung real gewesen scheint, ist Daniel fast gewillt zu weinen. Er bedankt sich bei Zofia und legt auf. Für einen kurzen Moment bleibt er regungslos am Tresen des Empfangs stehen und bewegt sich langsam wieder in Richtung Cafeteria, wo Nora bereits auf ihn wartet. Sie sieht sein kreideweißes Gesicht und fragt ihn, wie schon mehrfach am Tag, ob es ihm gut geht. Daniel sagt erst nichts und nachdem er wieder etwas Farbe bekommt, antwortet er: „Der Patient ist im OP und wird operiert. Sie haben die Stelle gefunden und gesehen, das dort etwas ist, weshalb sie in nun operieren. Zofia meint, ich hätte ihm das Leben gerettet.“

Nora fällt die Kinnlade runter und auch sie bekommt nun erstmal kein Wort mehr raus, außer ein leises „Wow.“
Wie kann das sein? Was ist da heute passiert? Niemand weis es, aber beide haben es gerade erlebt und können es sich nicht erklären. Es ist eine Tatsache, vielleicht auch reiner Zufall. Und dennoch hat es dazu geführt, dass einem Menschen geholfen werden konnte. Daniel konnte den Rest nicht mehr essen und sie entschließen sich nun beide, endlich zu fahren. Das Unbekannte hat nun eine Vorstellung bekommen, aber es bleibt ein Geheimnis.

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