Arbeit ohne Ende

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Die Arbeit ist aktuell ein reiner Kopfschmerz. Dabei geht’s gar nicht um sie selbst, sondern was aktuell los ist. In der Apotheke, in der ich arbeite finden im Moment viele Umstellungen statt. Nicht nur bei den Abläufen, sondern auch wir Angestellte müssen uns anpassen an den Mangel an Personal, denn der Betrieb muss laufen.

Stellt euch doch nur mal eine Apotheke vor, in einem Krankenhaus, die nicht laufen würde…. Ok. Stellt es euch besser nicht vor. Das wäre einfach eine Katastrophe und die wollen wir gar nicht erst in Erwägung ziehen. Deshalb versuchen Alle an einem Strang zu ziehen, so gut es eben geht. Pack‘ mas!

Meine Aufgaben waren bislang überwiegend die Warenannahme. Medikamente, Infusionen und allerlei gutes Zeug, was die Patienten eben brauchen werden bestellt, ins System gebucht, eingelagert und jeden Tag ausgegeben. Der grobe Ablauf, kurz erklärt. Manche sagen, ich würde einfach nur Pillen in Schachteln einpacken, aber ich arbeite nicht in der Industrie, sondern an einem weitaus komplexeren Ort.

Wie alles begann

Mit dem Umzug vom Saarland an den Bodensee habe ich natürlich auch wieder eine Arbeit gebraucht, damit am Ende des Monats das Konto nicht am weinen ist. In Aussicht hatte ich den Flughafen in Friedrichshafen, einen Onlinehandel für Hopfen und Malz und das Ravensburger Spieleland. Nur durch  Zufall bin ich zur Apotheke gekommen. Spontan die Jobanzeige gesehen, beworben und zack. Einladung für das Vorstellungsgespräch war da.

Der Termin verlief recht entspannt. Diese Probearbeiten sind jedoch für mich immer eine Katastrophe. Ich mag sowas nicht, auch wenn es natürlich Sinn macht zu sehen, wie jemand arbeitet. Es war Ausgabetag und entsprechend mit angepackt. Im Anschluss gab es dann noch ein Gespräch mit positivem Feedback und ich konnte relativ zeitnah starten. Schneller als üblich wohl. Bedarf war damals schon da.

Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.Unbekannt

Die intensive Einarbeitungszeit beträgt etwa 2 Wochen, danach lernt man aber immer noch weiter, gerade als Quereinsteiger. Man hat zwar überall mal reinschauen können wie die Bearbeitung von BTM Rezepten, QM Dokumenten etc, aber die Hauptaufgaben lernt man erst über die Zeit. Wenn man keine Ahnung von Medikamenten hat, ist es ohnehin schon teilweise echt anstrengend. Aber dazu weiter unten etwas mehr.

Die Warenannahme

Ich wurde eingestellt, um 2 Kollegen in der Warenannahme zu unterstützen. Zudem bei der Warenausgabe, denn da muss jeder ran. 3 Mal die Woche ist große Ausgabe für alle Stationen im Krankenhaus + alle Außenhäuser, die wir mit der Apotheke betreuen. An den beiden anderen Tagen sind nur vereinzelt Häuser oder Expressanforderungen unserer Stationen, die raus gehen. Im Grunde sehr strukturiert und entspannt.

Sobald das geschafft ist geht die Warenbeschaffung los. In Vertretung musste ich jeden Tag dannStress auf Arbeit Medikamente bestellen bei unterschiedlichen Herstellern und Lieferanten, damit uns der gute Stoff nicht ausgeht. Und dennoch passiert es, denn Lieferschwierigkeiten herrschen hier wirklich extrem. Corona und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine haben das natürlich zusätzlich befeuert.

Wenn dann die ganzen Pakete und Paletten eintrudeln müssen diese in unser Warenwirtschaftssystem eingebucht werden. Bei verschreibungspflichtigem Zeug muss auch jedes einzelne Päckchen gescannt werden. Dies soll Fälschungen bekämpfen und für eine Art Sicherheit bei der Nachverfolgbarkeit bieten. Naja, es nervt tierisch, aber was muss, das muss!

Sobald die Ware eingebucht wurde, werden sie quer beet in der Apotheke entsprechend verteilt. Antibiotika dorthin, Desinfektionsmittel an eine andere Stelle und Infusionen in den Keller. Betäubungsmittel(BTM) werden von den BTM Leuten in die Tresore eingelagert. Also von denen, deren Aufgabe es ist. Konnte leider noch keine Zauberpillen testen (Spaß). BTM ist echt heikel. Was da ein Hehl draus gemacht wird … übel.

Und im Grunde war es das gewesen. Aber wie am Anfang gesagt, ändert sich Vieles im Moment.

Die alte + neue Arbeit

Nun ist es so, dass einige Leute uns verlassen haben und noch verlassen werden, aus den unterschiedlichsten Gründen. Manche finden die Arbeit nicht gut, Andere wiederum das Verhalten einiger speziellen Kollegen und Kolleginnen. Neue Leute kommen, müssen wieder eingelernt werden und das brauch Zeit. Im Moment ist das Stresslevel, zumindest in meinen Augen, deutlich in die Höhe geschossen.

Durch den Schwund toller Kollegen und Kolleginnen – ich werde die Meisten echt vermissen – müssen nun die übriggebliebenen Leute die Arbeit auffangen und neue Aufgaben übernehmen. Ein kleiner Neustart könnte man sagen. So kommt es, dass ich ins Büro geschubst werde, natürlich auch auf eigenen Wunsch. Büro ist so meins. Am PC sitzen und vor mich hin tippen und tun, was ich am Besten kann. Ich kann nicht sehr viel gut, aber das gehört definitiv dazu. 🙂

Team ArbeitMit dem Wechsel ins Büro habe ich mitnichten meine alten Aufgaben verloren. Im Gegenteil. Ich bin noch immer Vertretung für die Warenannahme, weil sonst ja niemand da ist, der das im worst case machen kann. Also noch mehr Aufgaben für die gleiche Zeit am Tag. Jackpot! Die Einarbeitung sollte schon im September stattfinden, was jedoch durch Urlaub von Einigen, dann Krankheit etc nicht so ging.

Dazu kam noch die Trennung, meine Depriphasen, die alles Andere als angenehm waren und meine neue Situation, an die ich mich parallel auch noch gewöhnen musste. Da die Apotheke aber der damals einzige Ort war, an dem ich mich wohl fühlte, hab ich die Priorität dann im Oktober gesetzt und mich dort mehr eingebracht und auch Fortschritte gemacht, mich endlich mal den neuen Aufgaben zu widmen. Wurde aber auch Zeit.

Noch 8 Wochen

Der Stichtag ist der 31.12.2023. Bis dahin muss alles, wirklich ALLES sitzen. Dann ist die letzte Kollegin weg, die mir und meiner Kollegin, welche ebenfalls mit ins Büro kommt, noch etwas beibringen kann. Ab dem 1.1.2024 sind wir auf uns alleine gestellt und müssen funktionieren. Das wird maximal in die Hose gehen, aber wir schaffen das (Danke Merkel!).

Ok, seit dem 1. November bin ich nun im Büro fest. Hab dort meinen Platz und richte mich ein. Gleich zu Beginn durfte ich die Monatsabrechnung für Oktober machen … alleine. Eine Arbeitsanweisung, welche Schritt für Schritt die Vorgänge erklärt, hab ich zur Hand und die verbliebenen Damen aus dem Büro, die ich jederzeit fragen konnte. Resultat: Irgendwie hab ich es geschafft. Mehr schlecht als recht. Aber fürs erste Mal ging es. Im Dezember geht es dann besser. Hoffentlich …

Hätte ich nicht so eine coole Truppe um mich herum, ich wäre aufgeschmissen. Also Danke an der Stelle, dass es euch gibt <3 Umso schlimmer, dass die nach und nach alle gehen, was ich verstehen kann, aber ich finds dennoch doof. Kopf hoch und weitermachen. Und so lerne ich Tag für Tag mehr und mehr und mein Kopf explodiert förmlich. Seit Montag hab ich zum Ende der Arbeit echt heftige Kopfschmerzen. 400er Ibus ballern nicht mehr genug, also das Ganze x 2. Dann ist es erträglich.

Nächste Woche steht erneut die Monatsabrechnung an, zudem muss meine beste Freundin dann noch die einzige Chance wahrnehmen, von einer scheidenden Kollegin die Blutabrechnung gezeigt zu bekommen. Danach zeigt sie die mir im nächsten oder übernächsten Monat. Wir müssen uns die Dinge aufteilen, welche wir gezeigt bekommen. Einer alleine kann das in der Zeit unmöglich schaffen.

Die neuen Aufgaben

Und so entschied ich mich erstmal alles irgendwie zu lernen, bis auf die Blutabrechnung und den Umgang mit den Betäubungsmitteln. Ich hab im Moment einfach mehr Zeit das alles mir irgendwie einzutrichtern, als die Freundin. Ihr zeige ich das dann in Ruhe im kommenden Jahr. Im Grunde mache ich die großen Monatsabrechnungen, buche eingehende Rechnungen, Rezepte, Personalverkauf, Verwaltung der Notdepots für Gegengifte etc., Büroorganisation, Telefondienst, Stammdatenpflege in der Warenwirtschaft, Schalterdienst (aber meistens ist jemand im Lager, der das gerade übernimmt – Danke!) und einige Kleinigkeiten mehr. Teamwork

Die Stammdatenpflege wird gerade zum Jahresbeginn heftig die Zeit fressen, da sich einige Preise seitens der Lieferanten und Hersteller ändern. Jeden Monat müssen dazu noch die Preise für den Personalverkauf geprüft werden auf Aktualität und angepasst werden. Jeden Tag werden die Rechnungen gebucht, welche wir erhalten von den Lieferanten. Die Monatsabrechnung benötigt im Moment zwischen all dem alltäglichen Wahnsinn rund herum 3-4 Tage. Und die Anrufe killen dann alles.

Jeder Anrufer hat individuelle Wünsche. Manche wollen einfach nur weiterverbunden werden zu einem Apotheker oder einer Apothekerin. Die meisten haben jedoch Fragen zu Medikamenten, Alternativen dazu, wenn diese nicht lieferbar sind, Fragen zu ihrer Bestellung etc.
Und da fängt dann die Problematik an, die ich am Anfang genannt habe. Als Quereinsteiger etwas zu Medikamenten und Wirkstoffen zu sagen, ist mitnichten einfach. Man versucht dann einigermaßen seriös zu wirken und am Ende passt es dann.

Deshalb lerne ich auch zwischendurch, für was Medikament X eigentlich ist, welcher Wirkstoff drin ist und welche Alternativen wir hätten. Der Rest findet sich in unserer Datenbank. Das ist für mich nur eine Sicherheit im Job, die ich mir selbst aufbauen möchte. Wer viel Ibus schluckt, sollte parallel dazu Pantoprazol bekommen als Magenschutz. Solche Dinge, Kleinigkeiten. Helfen aber ungemein im Alltag.

Die Wunschvorstellung für die Arbeit

Es kommen jetzt die nächsten 3 Monate jeden Monat neue Leute ins Team, die uns unterstützen. Auch für das Büro. Das ist wichtig und richtig, aber auch da brauchen wir wieder Zeit, die wir uns nehmen müssen, um sie bestmöglich einzuarbeiten. Ein Azubi kommt, ist vermutlich nur 3x die Woche da oder hat Blockunterricht. Dann eine Halbtagskraft, die mittags fehlt. Ich beschwere mich nicht, aber das muss geplant werden. Die Entlastung ist dann gegeben, wenn wir uns die Arbeit entsprechend der Zeiten aufteilen, die wir arbeiten.

Die Halbtagskraft könnte beispielsweise die Rechnungsbuchung übernehmen. Dann ist die aus den Füßen. Der Azubi könnte die Stammdatenpflege mit mir übernehmen und auch die Rezepte. Er oder sie wird zum PKA ausgebildet. Also Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte/r. Darüber hinaus gibt es soviel Arbeit, dass wir uns sicher nicht drum streiten müssen. 

Im Moment ist einfach am Ende des Tages der Kopf tot, aber die Hoffnung ist da, dass sich das mittelfristig wieder ändern kann. Es müssen sich auch gewisse Abläufe einfach ändern, damit die Leute nicht ausbrennen und langfristig wegfallen. Das wäre Schade und ein unmöglicher Zustand für den Rest des Teams. Drücken wir die Daumen!

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